Der Hund orientiert sich an unserer inneren Einstellung

Oft höre ich von Hundebesitzern, dass ihnen die Erziehung des Hundes viel zu aufwendig und zeitintensiv ist. Dies ist aber nur bedingt richtig.

Natürlich macht ein Hund und erst recht seine Ausbildung Arbeit! Aber diese Arbeit kann der Besitzer auf ein Minimum reduzieren, wenn er „nur“ darauf Wert legt, dass der Hund ihn respektiert, seine Grenzen kennt und einhält, sich führen lässt und auch ohne Leine Kontakt zu seinem Menschen aufrecht hält.

Natürlich kann ich dafür nicht einmal am linken Ohr des Hundes zupfen, seine Rute im Uhrzeigersinn drehen und zweimal an die Nase stupsen, damit der Hund „funktioniert“. Ein wenig mehr ist schon notwendig. Aber weniger am Hund, sondern in uns selbst.

Wenn wir uns in den Augen des Hundes in allen Situationen souverän verhalten und Sicherheit ausstrahlen, wird der Hund sich gerne an uns orientieren. Dieses Verhalten strahlen wir nicht nur durch unsere Handlungen aus, sondern vielmehr an unserer inneren Haltung. Diese wird vom Hund genau wahrgenommen. Deswegen spüren sie auch genau, wenn wir uns nicht gut fühlen.

Sind wir also selbstsicher, ruhig und gelassen, vermitteln wir dies auch an unsere Vierbeiner und diese werden sich sicher bei uns fühlen. Sind wir dagegen angespannt und/oder unruhig, überträgt sich das ebenfalls auf den Hund. Er zieht dann evtl. an der Leine, ist leicht reizbar oder reagiert sogar aggressiv gegenüber Umwelteinflüssen.

Vielleicht haben Sie ja so eine Verbindung selber schon bemerkt und kennen dieses Gefühl. Ein Beispiel dazu ist meine Hündin Lucy. Lucy ist ein Jagdhund Mix, mit der ich Anti-Jagd-Training gemacht habe. Selbst nach erfolgreichem Training muss der Hundeführer bei Jagdhunden immer die Augen offen halten und evtl. Beutetiere als Erstes sehen, um den Hund am Jagen hindern zu können.

Mittlerweile höre ich in solchen Situationen auf mein Bauchgefühl. Bin ich mir sicher, dass Lucy brav ohne Leine an meiner Seite bleibt und weiter mit mir läuft, bleibt sie auch bei mir und schaut höchstens einmal zu der vermeintlichen Beute. Hab ich aber ein schlechtes Gefühl und nur für einen Sekundenbruchteil im Kopf, dass sie loslaufen könnte, ist sie weg.

Und so ist das in allen Lebensbereichen. Sind wir sicher, strahlen wir das aus. Eine ruhige, entspannte Haltung von uns wird auf den Hund übertragen.

Setzen wir eine klare Grenze, die wir auch so meinen, nimmt der Hund diese auch an. Das heißt zwar nicht, dass Sie diese Grenze nur ein einziges Mal setzen müssen, aber sie werden glaubwürdig für Ihren Hund. Er wird sich dann gerne an Ihnen orientieren und Sie werden somit wichtiger als alles Andere um Sie herum.

Achten Sie doch beim nächsten Spaziergang mal genau auf Ihre Körper- und noch mehr auf Ihre innere Haltung. Vielleicht denken Sie schon von Weitem bei der Begegnung des „Lieblingsfeindes“ Ihres Hundes, dass Ihr Hund gleich wieder Terror machen wird. Diese Erwartung MUSS er dann auch erfüllen.

Beim nächsten Mal bleiben Sie dann ruhig und wissen, dass Ihr Hund ebenfalls ruhig bleiben wird und gehen selbstsicher mit erhobenen Kopf weiter, ohne den anderen Hund auch nur zu beachten. Und, ist da vielleicht schon ein Unterschied festzustellen?